Kaum ein anderes Thema wird derzeit so intensiv diskutiert wie der digitale Wandel. Er verändert die Welt, betrifft und beschäftigt uns alle – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und mit verschiedenen Konsequenzen. Dank «Lebenslangem Lernen» eröffnet sich Bildungsinteressierten die Chance, diesen Wandel aktiv mitzugestalten.
Das kalifornische «Institute for the Future» hat kürzlich eine Studie veröffentlicht zur Frage, wie die digitale Revolution das Leben und Arbeiten im nächsten Jahrzehnt verändern wird: Wie werden sich neue Technologien, Künstliche Intelligenz, Robotik, virtuelle Realität, Augmented Reality oder Cloud-Computing auf die Gesellschaft und den wirtschaftlichen Alltag auswirken? Die Autoren kommen zum Schluss, dass das zum heutigen Zeitpunkt niemand weiss, da die meisten Berufe, die im Jahr 2030 gefragt sein werden, heute noch gar nicht existieren.
Tatsächlich befindet sich die Arbeitswelt in einem Prozess umfangreicher Veränderungen. Dabei ersetzt der fortschreitende digitale Wandel nicht unbedingt Arbeitskräfte, er verlangt von ihnen jedoch zunehmend neue bzw. andere Kompetenzen. Fähigkeiten wie Kreativität, Mobilität, Flexibilität und Unternehmergeist, aber auch Sprachgewandtheit und namentlich die «Digital Skills» sind mehr und mehr gefragt. Die Herausforderung besteht also u.a. darin, dass Kinder, Jugendliche und auch die bereits Erwachsenen ICT- und Querschnittskompetenzen erwerben können, um erfolgreich am wirtschaftlichen wie auch am sozialen, politischen und kulturellen Leben teilzuhaben. Unser Bildungssystem muss diese Kompetenzen alters- und zielgruppenadäquat auf allen Bildungsstufen und in allen Bildungsgängen vermitteln.
Bei all dem ist es wichtig, die berufliche und die akademische Bildung nicht gegeneinander auszuspielen. Beide Wege sind gleichwertig, aber andersartig. Und dadurch, dass sie durchlässig sind, erlauben sie jeder und jedem eine individuelle Bildungsbiographie. So kann man hierzulande mit einer Berufslehre anfangen und mit entsprechender Motivation und Leistungsbereitschaft einige Jahre später an der ETH doktorieren. Oder man kann eine gymnasiale Maturität absolvieren, studieren und anschliessend eine höhere Fachprüfung als eidgenössisch diplomierte/r Wirtschaftsprüfer/in ablegen. Für Leute, die die Voraussetzungen mitbringen und motiviert sind, ist (fast) alles möglich.
Dabei spielt auch die permanente Weiterbildung sowohl für jeden einzelnen Menschen als auch gesellschaftlich eine überaus wichtige Rolle. Namentlich im Kontext der Digitalisierung ist es wichtig, erworbene Kompetenzen stets à jour zu bringen und durch Neues zu ergänzen. Kurzum: Um in der heutigen Arbeitswelt erfolgreich zu bestehen, ist und bleibt das «Lifelong Learning» ein «Muss».
Guy Parmelin
Bundesrat