Traditionell und modern - gefühlvoll und spritzig - eine Freude für Jung und Alt
Traditionell und modern - gefühlvoll und spritzig - eine Freude für Jung und Alt
Schwellbrunn. Unglaublich aber Landjugend, hiess der Slogan der Schweizer Landjugend, und so präsentierte sich die Landjugendgruppe Säntis auch an ihrem Unterhaltungsabend in der Mehrzweckhalle in Schwellbrunn. Judith Husistein Ein erfreuliches Bild bot sich am Samstagabend bereits im Eingangsbereich der Mehrzweckhalle mit der reichhaltigen Tombola. Viele junge Menschen, teilweise in der Tracht, plaudernd oder fleissig am Arbeiten und Scharen von Gästen jeder Altersgruppe, die in den frühlingshaft geschmückten Saal strömten. Über 600 Personen erwarteten gespannt den Beginn des Programms, das mit einem Schellenzäuerli des Landjugendchörlis eröffnet wurde. Zum ersten Mal stand dieses Jahr Martin Mock als Präsident auf der Bühne und begrüsste die Festbesucher. Auch im weiteren Programmverlauf meisterte er seine Aufgabe als Chef eines 150 Mitglieder zählenden Vereins mit Bravour. Er durfte aber auch auf die Unterstützung seiner beiden Vorgänger im Präsidium zählen. Röbi Kuratli und Andreas Meier führten als Sepp und Jock gemeinsam mit dem amtierenden Präsidenten durch das Programm und dies mit jugendlichem Charme, Witz und komödiantischem Talent.
Ein besonderes Chörli
«Appezellerländli du» war das erste Lied des Landjugendchörlis. Es ist erstaunlich, welch hervorragende gesangliche Qualität die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Rösli Schiess immer wieder erreichen. Das Landjugendchörli lässt sich kaum mit anderen Gesangsformationen vergleichen, da die jungen Leute meist nur etwa vier bis fünf Jahre mitsingen, sei es wegen Wohnortswechsel oder Heirat. Das erfordert von allen Beteiligten grosse Flexibilität und vollen Einsatz. Besonders erfreulich ist die sorgfältige Auswahl der Lieder und wie sie aus anderen Dialekten in die Sprache des Appenzeller Hinterlandes umgesetzt werden. Im Verlaufe des Programms traten Mitglieder des Chörlis auch in Kleinformationen auf. Heimatliche Klänge verbreitete ein Männerterzett mit den Liedern «Heeweh» und «Dr Chilterbueb» und ein gemischtes Sextett gab mit Pistolenknall die musikalische Geschichte von Cowboy Charly zum Besten. Nach einem vergnüglichen Tenüwechsel auf der Bühne kehrten auch diese zwei Frauen und vier Männer mit dem Lied «Chomm mit i d Berge ue» wieder in die Heimat zurück. Natürlich durften beide Kleinformationen die Bühne erst nach stürmisch verlangten Zugaben verlassen. Es bleibt zu hoffen, dass viele der wunderschönen Stimmen nach deren Landjugendzeit in anderen Formationen zu hören sein werden.
Weltoffen und modern
Ungewöhnlichen Glamour brachte die Plauschgruppe unter der Leitung von Martin Mock nach Schwellbrunn. Charles und Camilla erzählten in musikalischer Form die Geschichte ihrer Liebe und gaben sich das «JaWort» erneut. Weder Schnappi, das Krokodil, noch viele weitere Prominenz fehlte und der ganze Saal nahm begeistert an diesem hochkarätigen Anlass teil. Dass Landjugend keineswegs nur Volksmusik bedeutet, bewies auch die Tanzshowgruppe unter der Leitung von Urs Bohl. Die fünf Paare, die Männer ganz im Stil von Elvis, die Mädchen mit fliegenden Röcken, wirbelten temporeich, mit akrobatischem Geschick und dem nötigen Hauch Erotik über die Bühne, dass es eine Freude war. Mit dem Lied «Min Ätti und mis Müeti» und zwei wunderschönen Zäuerli endete der erste Programmteil.
«Oo du liebi Zyt»
Dass «Landjügeler» gute Theaterspieler sind, haben sie bereits in früheren Jahren bewiesen. Auch diesmal klappte unter der Regie von Ernst Nessensohn einfach alles perfekt. Die Rollen schienen den drei Männern und drei Frauen auf den Leib geschrieben zu sein, jedes schien mit seiner Person zu verschmelzen. Der überhebliche, langweilige Prokurist, seine vernachlässigte Frau und ihre beste Freundin, das etwas linkische Dienstmädchen und natürlich sein Freund, ein rührend naiver, tollpatschiger Mann. Nicht zu vergessen ist der «Mann für alle Fälle». Gutaussehend aber geschniegelt und eingebildet, überheblich und berechnend. Ein Stück voller Pointen, das dank der schauspielerischen Glanzleistungen die Lachmuskeln gehörig strapazierte und einen fröhlichen Schlusspunkt unter einen gelungenen Abend setzte. Wer an den heutigen Jungen zweifelt, scheint noch keine Landjugendanlässe erlebt zu haben.